Maschinenmeßkunde

[311] Maschinenmeßkunde, die Lehre von den Methoden und Instrumenten zur Messung der Leistung von Maschinen.

Da der Zweck aller Maschinen die Verrichtung mechanischer Arbeit ist, so bestehen die Aufgaben der Maschinenmeßkunde im engeren Sinne in Kraftmessungen, Geschwindigkeitsmessungen und in direkter Arbeitsmessung. Zu diesen Hauptaufgaben treten jedoch noch die folgenden, keineswegs unwichtigen hinzu: die Prüfung der Meßinstrumente auf ihre Leistungsfähigkeit, Genauigkeit und Zuverlässigkeit und die Ermittlung ihrer Fehlerquellen und auf Grund deren die Verbesserung der vorhandenen Meßinstrumente und Schaffung neuer, möglichst vollkommener Instrumente für die genannten Zwecke. Als Hauptinstrumente der Kraftmessung sind die Dynamometer zu nennen, als diejenigen der Geschwindigkeitsmessung die Anemometer, Strommesser, die Tachometer, Tourenzähler, Hubzähler u.s.w. Ein Hauptinstrument zur Arbeitsmessung für kalorische Maschinen ist der Indikator. Im weiteren Sinne gehören hierher auch die Instrumente zur Bestimmung der bei einem Versuche verbrauchten oder zur Verfügung stehenden Flüssigkeits-, Gas- oder Luftmengen, wie Wassermesser, z.B. bei Verdampfungsversuchen an Dampfkesseln; Gasmesser, z.B. bei Versuchen an Gasmaschinen; Luftmesser, welche ähnlich wie die Gasmesser die bei einem Versuche verbrauchte Luft angeben, u.s.w. Man unterscheidet Instrumente und Methoden: 1. zur Zeitmessung, Uhren und Registrierapparate mit Zeitangabe; 2. zur Längen- oder Wegmessung, wozu auch die Geschwindigkeitsmesser zu rechnen sind; 3. zur Flächenmessung; 4. zur Raum- oder Volumbestimmung; 5. zur Kraftmessung, wohin die Wagen, Zugkraftmesser, Manometer u.s.w. gehören; 6. zur Arbeitsmessung, Dynamometer und Indikatoren; 7. zur Kalorimetrie und Pyrometrie. Die Maschinenmeßkunde bildet einen wichtigen Zweig der theoretischen Maschinenlehre und dient als Hilfsmittel für die Bestimmung der Erfahrungswerte der letzteren, auf Grund deren die Theorie vervollkommnet werden kann. So sind heute an fast allen technischen Hochschulen maschinentechnische Laboratorien [1] eingerichtet, in welchen systematisch die Behandlung der Meßinstrumente gelehrt wird, womit meistens Vorträge über die Maschinenmeßkunde Hand in Hand gehen. Sehr entwickelt und aufs luxuriöseste ausgestattet sind diese Laboratorien in Nordamerika. Durch das Studium der Einrichtung dieser Anstalten seitens zahlreicher deutscher Fachmänner [2] ist die Entscheidung über die Einrichtung ähnlicher Anstalten in Deutschland sehr gefördert und erleichtert worden.


Literatur: [1] Hartig, Das Experiment auf dem Gebiete der mechanischen Technik, Wien 1883; Ders., Besprechung über Nutzen und Einrichtung von Laboratorien an den technischen Hochschulen, Sitzungsber. d. Verh. d. Ver. z. Bef. d. Gewerbefl., 1884; Exner, Das techn. Versuchswesen, Wien 1893. – [2] Riedler, Verh. d. Ver. z. Bef. d. Gewerbefl., 1894; Engels, Civilingenieur 1894, 1. Heft; Frank, Einrichtungen von Laboratorien für das Studium des Maschinenbaues an den technischen Hochschulen, Glas. Ann. 1894; Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1894 und 1895, Inhalt: Art. Laboratorium.

v. Ihering.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 311.
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