Momentankraft

[476] Momentankraft ist die Ursache der Geschwindigkeitsänderung eines Massenpunktes (s. Kraft). Ihr Maß ist das Produkt aus der Masse m und der geometrischen Differenz der Geschwindigkeit nach und vor der Wirkung. Mit Hereinziehung des Begriffes Bewegungsgröße (s.d.) kann die Momentankraft auch durch die bewirkte plötzliche Aenderung der Bewegungsgröße – diese als gerichtete Größe aufgefaßt – gemessen werden.

Man kann den augenblicklichen Bewegungszustand eines Massenpunktes (und ähnlich auch eines Massensystemes) durch die Wirkung einer Momentankraft aus dem Ruhezustand erzeugt denken, dieselbe – hier auch Impuls genannt – ist dann gleich der Bewegungsgröße. Momentankräfte können als kontinuierliche Kräfte von sehr großer Intensität und entsprechend geringer Dauer aufgefaßt werden. Sie bewirken nur eine verschwindende Ortsveränderung, aber eine meßbare Geschwindigkeitsänderung des angegriffenen Massenpunktes und erscheinen so als Grenze von Stoßkräften. Durch eine passende Momentankraft läßt sich auch eine bewegte Masse zur Ruhe bringen. Strömt beispielsweise in einer Röhre Wasser von G kg Gewicht mit der Geschwindigkeit v m und wird die Strömung durch Schließen eines Ventils aufgehoben, so muß dem Wasser ein der Strömungsgeschwindigkeit entgegengesetzter Impuls im Betrage (G : g) v (g = Schwerebeschleunigung) erteilt werden, den rückwirkend die Festigkeit der Rohrwandung auszuhalten hat. Kennt man die sehr kleine Zeit τ, in welcher das Wasser zur Ruhe kommt, so ist die auf die Röhrenwandung während jener Zeit wirkende (kontinuierliche) Mittelkraft P kg durch die Gleichung P τ = (G : g) v bestimmt.

Finsterwalder.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 476.
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