[544] Muschelkalkformation (Muschelkalk), die mittlere der Triasabteilungen, vorwiegend bestehend aus kalkigen und mergeligen Schichtenreihen. Ihre Unterlage bildet der Buntsandstein, das Hangende der Keuper. Die Natur der in ihnen erhaltenen Reste von Organismen deutet auf Bildungen im flachen und tiefen Meere hin.
Es sind vornehmlich Seelilien (Krinoiden), ferner Armfüßermuscheln (Brachiopoden), Muscheln und Kopffüßer (Ammoniten), welche das Meer jener Zeit bevölkerten. Höher organisierte Tiere (Fische und Reptilien) waren ebenfalls vertreten, sind jedoch wenig erhalten geblieben. Die Schichtenreihe tritt vorzugsweise in Zentraleuropa (Franken, Schwaben, Lothringen, Thüringen, und nördliches Hessen) auf und ist in dem nichtalpinen Teil durchweg horizontal und tafelförmig[544] gelagert. In den Alpen sind die Muschelkalkschichten wie alle mesozoischen Schichten gefaltet, gestaucht und aufgeschichtet. Eruptionen fanden in der Zeit des Muschelkalkes sehr wenige statt. Der außeralpine Muschelkalk gliedert sich wie folgt von oben nach unten:
Oberer oder Hauptmuschelkalk. Etwa 40100 m mächtig. a) Obere Abteilung, Nodosusschichten oder -kalk, 2080 m mächtig. Meist gutgeschichtete, dünnbankige bis plattige, graue, dichte, oft bituminöse Kalksteine bis Mergel, wechselnd mit grauen bis grünlichgrauen, weichen Mergeln oder Tonen. Die gelb und braun verwitternden Kalksteine werden im allgemeinen sehr wenig und nur örtlich als Straßenmaterial benutzt, da sie zum Brennen ihres hohen Bitumengehaltes wegen wenig tauglich sind und weil besseres Material ihnen unterlagert. Dickere Bänke fehlen, b) Untere Abteilung, Trochitenkalk, auch Enkrinitenkalk, weil in manchen Bänken fast ganz aus Stielgliedern von Krinoiden (Trochiten oder Enkriniten) bestehend. 1020 m mächtig. Meist weiße bis gelbe oder hellgraue, dickbankige, teils dichte, teils feinkristalline oder oolithische, ziemlich reine Kalksteine und feinkörnige Dolomite, zuweilen etwas verkieselt und Hornsteinknollen führend. Sie dienen im gebrannten Zustand zur Herstellung aller Mörtelarten, als weiße Anstreichfarbe (Weißkalk), zum Düngen, beim Hochofenbetrieb, besonders für phosphorreiche Erze, ferner in den letzten Jahren vielfach als Hochbaumaterial, besonders die oolithischen und feinkörnigen Gesteine. Sie nehmen auch Politur an, werden jedoch, meist nur in rauher Bearbeitung, selbst bei Profilierungen und Bildhauereien verwendet.
Mittlerer Muschelkalk oder Anhydritschichten, 1090 m mächtig. Zuoberst meist hellgraue bis weiße, dünnbankige, dolomitische, dichte, oft zellige und großporige Kalksteine oder Dolomite mit Hornsteinbänken und blätterigem Mergelschiefer, unten mehr rote und graue, zähe Tone und Mergel, die Gips und Steinsalz (Salinen in Baden und Württemberg) führen. Die Mergel der tieferen Schichten dienen zur Düngung kalkarmer Böden. Der Gips wird vielfach gewonnen.
Unterer Muschelkalk, Wellenkalk, 40100 m mächtig. Die obersten Schichten sind meist graue bis hellgraue, dichte bis oolithische und feinporige Kalksteine (Schaumkalke) oder graue bis bräunliche, fein- bis grobkristalline Dolomite, mit Mergeln und Mergelschiefern abwechselnd. Die Kalksteine werden als Mörtelmaterial und zum Düngen benutzt. Die tieferen Schichten bestehen entweder aus hellgrauen bis gelben, dünnschichtigen, dichten, mergeligen Kalken von starker Zerklüftung, mit Mergeln und Dolomitbänken wechselnd, oder aus mürben, wenig festen, grauen bis gelben, dünnplattigen, kalkigen Sandsteinen (Muschelsandstein), welche ebenfalls mit sandiglettigen bis mergeligen Schichten wechseln. Diese sandige Ausbildung der tieferen Schichten herrscht vorzugsweise im weltlichen und linksrheinischen Deutschland. Technisch verwendbare Gesteine sind in dieser Abteilung selten, nur die sogenannten Schaumkalke werden als Hochbaumaterial in rauher Profilierung (Berlin-Rüdersdorf) benutzt. Der Muschelkalk der Alpen besteht zuoberst aus den Buchensteiner Schichten, meist graue, dünnschichtige Kalksteine mit Hornsteinknollen; darunter folgen graue bis schwarze, auch rote, plattige Kalke, noch tiefer lagern helle Kalke und Dolomite und zutiefst mergelige Kalke und Tone nebst roten Sandsteinen und Konglomeraten.
Literatur: Gümbel, Grundzüge der Geologie, Cassel 1886; Credner, Elemente der Geologie, 9. Aufl., Leipzig 1902; Kayser, E., Geologische Formationskunde, 2. Aufl., Stuttgart 1902.
Leppla.