[588] Osterrechnung, die Vorschriften, nach denen der Monatstag des christlichen Osterfestes und auch das Datum des jüdischen Passahfestes berechnet werden.
Das Konzil zu Nicäa gab für die christlichen Ostern die nötigen Vorschriften, nach denen die Feier der Ostern stattzufinden habe. Es ist danach die Rechnung eine völlig gesicherte, eine periodische. In einzelnen Fällen würde man nach direkten Mondbeobachtungen einen um acht Tage andern Sonntag als Ostersonntag zu wählen haben. Die Vorschriften für die Osterrechnung hat 1800 Gauß [1] in eine einfache mathematische Formel gebracht, die für jedes Jahr sowohl der julianischen Zählweise (Rußland und vor 1583) als auch der gregorianischen den Ostertag zu berechnen gestattet. Diese Formel lautet:
Wenn n die Jahreszahl bedeutet, so hat man die Divisionsreihe
zu bilden, dann ist der Ostersonntag der (22 + d + e). März oder der (d + e 9). April. Dabei ist für den Julianischen Kalender x = 15 n y = 6 und für den Gregorianischen:
und außerdem ist zu beachten, daß an Stelle des 26. April, wenn es sich aus obiger Formel ergeben sollte, der 19. April und anstatt des 25. April der 18. zu setzen ist. Beispiel 1914:
und damit Ostern am (22 + 20 + 1). März = 12. April.
Auch für das jüdische Passahfest hat 1802 Gauß eine ähnliche Formel aufgestellt, wegen der aber hier auf die betreffende Gaußsche Schrift [2] verwiesen werden soll. Eine etwas vereinfachte Form hat J. Hartmann der Gaußschen Osterformel kürzlich gegeben.
Zur bequemeren Auffindung des Datums für den Ostersonntag sind vielfach auch Tafeln entworfen worden, die mit Hilfe der kalendariographischen Angaben der »Goldenen Zahl« und der »Sonntagsbuchstaben« für das betreffende Jahr das Datum sofort finden lassen [4].
Von großem wirtschaftlichen Nutzen würde es sein, wenn es gelänge, Ostern etwa auf den ersten Sonntag im April anzusetzen.
Literatur: [1] R.F. Gauß, Berechnung des Osterfestes, Monatl. Korresp., herausgegeben von Zach, Aprilheft 1800. [2] Ders., Berechnung des jüdischen Osterfestes, Monatliche Korresp. 1802. [3] J. Hartmann, Osterformel. Astron. Nachr. 1911, Bd. 187, S. 129. [4] Eine solche Tabelle ist jüngst von Joh. Ed. Böttcher (durch B.G. Teubner) publiziert worden, die in äußerst kompendiöser Form alle diesbezüglichen Daten gibt.
L. Ambronn.