[516] Polhöhenschwankungen. Ueber den Verlauf der Polbewegung und deren Abhängigkeit von Massenverschiebungen auf der Erde oder besonders in deren Lufthülle beliebt noch keine befriedigende Lösung. Neue Untersuchungen über diese Fragen hat Schweydar angestellt und die Resultate darüber in einer Arbeit niedergelegt [1].[516] Von dem gleichen Geodäten sind auch in den letzten Jahren eine Anzahl von Untersuchungen über die Isostasie der Erdkruste und über Arbeiten mit der Eötvösschen Drehwage angestellt worden, auf die aber ihres zunächst rein wissenschaftlichen Charakters wegen hier nur hingewiesen werden kann (vgl. Ergbd. I, S. 704). Ergänzend zu Ergbd. I, S. 614, mag hier noch die vom Preuß. Geodätischen Institut gegebene Darstellung der Bahn des Nordpoles der Erdachse um seine mittlere Lage bis zum Jahre 1918 gegeben werden (s. die Figur).
Die Betrachtungen Wanachs [2] führen nach Klarstellung der vollständigen Unzulässigkeit einer von Reibisch und Simroth aufgestellten »Pendulationstheorie« zu dem Schluß, daß die sogenannte Chandlersche Periode, wie sie zu 432,8 Tagen mit einer Amplitude von 0'',167 bestimmt war, nicht zutrifft, sondern daß vorläufig nur behauptet werden darf, daß diese Periode zwischen 431 und 434 Tagen liegt und für eine genauere Bestimmung erst noch weiteres Material und neue theoretische Grundlagen geschaffen werden müßten. Die bisherige Diskussion der Einzelresultate zeigt mit ziemlicher Sicherheit, daß ein wesentlicher Teil der Abweichungen auf Refraktionseinflüsse verschiedener Art zurückzuführen ist, die ihren Ursprung in nicht idealer Aufteilung des Instruments zu haben scheinen. Vgl. Refraktion, Bd. 7.
Literatur: [1] W. Schweydar, »Zur Erklärung der Rotationspole der Erde«, Sitzungsber. der Preuß. Akademie d. Wissensch. 1919, S. 357366; Jahresber. d. Direktors d. Preuß. Geodät. Instituts für die Jahre 19161919. [2] B. Wanach, Die Polhöhenschwankungen. Aus »Die Naturwissenschaften« 1919, Heft 26 u. 27.
L. Ambronn.
Lueger-1904: Polhöhenschwankungen [1]