[636] Relativzahlen. Die Relativzahlen sind numerische Angaben über die Tätigkeit der Sonne, wie sie sich in der Häufigkeit und der Ausdehnung der Sonnenflecken zu erkennen gibt.
Diese Vorgänge auf der Sonne sind physikalischer Natur, und ihre Periodizität ist von R. Wolf und andern Astronomen nachgewiesen, untersucht und vielfach zu Schlüssen über die Beschaffenheit der Sonne verwendet worden.
Die eigentümliche Uebereinstimmung der etwa elfjährigen Periode in der Häufigkeit der Sonnenflecken mit den magnetischen und zum Teil vielleicht auch mit meteorologischen und seismischen Erscheinungen auf der Erde hat zu vielfachen Hypothesen geführt, die auch von technischem Interesse sind, da manche Vorgänge bei Schlagwetterkatastrophen u. dergl. damit oder mit einer allgemein wirkenden Ursache in Verbindung gebracht werden.
Um vergleichende Daten betreffs dieser Vorgänge auf der Sonne zu verschiedenen Zeiten zu erhalten, hat R. Wolf die Relativzahlen eingeführt, indem er sagte, daß die Sonnentätigkeit einmal proportional sei der Anzahl g der gleichzeitig auf der Sonne sichtbaren Flecken, dann aber auch durch die Größe der Flecken zum Ausdruck gelange und diese wiederum mit der Größe der in einzelnen Gruppen beisammenstehenden Flecken in innigem Zusammenhang stehe, daß also die Anzahl f der Flecken in einer Gruppe ein gewisses Maß abgebe, dies allerdings in geringerem Maße als die Zahl g der Flecken selbst. Wolf gab der Größe g das Gewicht 10 und dem f das Gewicht 1. Damit erhielt er die Relativzahl r = k (10 g + f). Das k ist ein Faktor, der von dem Beobachter und besonders von der Lichtstärke und der Vergrößerung der benutzten Fernrohre abhängt. Die Vergleichung der r gibt also ein einfaches Mittel, die Sonnentätigkeit zu verschiedenen Zeiten miteinander zu vergleichen.
Nach dem Vorgänge R. Wolfs veröffentlicht die Sternwarte in Zürich (jetziger Direktor Wolfer) regelmäßig am Schlusse eines Monats in den Astronomischen Nachrichten (Kiel), den Astronomischen Mitteilungen (Zürich) und in der Deutschen Meteorologischen Zeitung die beobachteten Relativzahlen.
L. Ambronn.