Riechstoffe [2]

[524] Riechstoffe, künstliche, für Toiletteseifen. Einer Abhandlung von R. Marchand, »Die Anwendung der künstlichen Riechstoffe in der Seifenindustrie unter Berücksichtigung ihrer chemischen Eigenschatten«, entnehmen wir folgendes:

Für die Seifenindustrie kommen selbstverständlich nur solche Riechstoffe in Betracht, die eine gewisse Alkalibeständigkeit besitzen; die Einwirkung des Alkali der Seife auf die Riechstoffe kann eine verschiedene sein. Bei Riechstoffen mit Phenolcharakter, z.B. Eugenol, erfolgt eine direkte Bindung. Ester, z.B. Benzylacetat, werden zunächst gespalten, worauf Alkalibindung stattfindet. Bei einigen Riechstoffen, z.B. Iononen, kann eine Polymerisation eintreten. Diese Art der Einwirkung von Alkali ist besonders gefährlich, da schon sehr geringe Mengen genügen, um eine große Menge Riechstoff zu zerstören. Bisweilen kann auch noch als sehr unangenehme Nebenerscheinung ein Verfärben der Seife auftreten, und zwar in Fällen, in der die Bindungsprodukte gefärbt sind, wie beim Eugenolkalium. Die aromatischen Alkohole zeigen eine unbegrenzte Beständigkeit. Hierher gehören Benzylalkohol, Phenyläthylalkohol, Phenylpropylalkohol, Zimtalkohol. Auch die alizyklischen Alkohole, wie Citronella, Farmesol, Nerol, Terpineol, Santalol, Linalol, Geraniol, sind sehr beständig. Absolut beständig sind ferner die aliphatischen Alkohole, die erst in neuerer Zeit in der Seifenfabrikation Verwendung gefunden haben. Es sind dies Oktylalkohol (primär und sekundär), Nonylalkohol, Decylalkohol und Undecylalkohol in den primären Verbindungsformen. Bedeutend weniger widerstandsfähig als diese Alkohole sind ihre Aldehyde, obwohl sie sonst zu den wichtigsten Riechstoffen zu zählen sind. Benzaldehyd ist sehr unbeständig und kann nur für möglichst neutrale Seifen gebraucht werden. Beständiger als dieser ist der Anisaldehyd; er besitzt jedoch die unangenehme Eigenschaft, sich an der Luft zu der geruchlosen Anissäure zu oxydieren. Am beständigsten unter den riechenden Aldehyden ist das Heliotropin, das jedoch nur in einem alkalibeständigen Lösungsmittel angewandt werden sollte. Sehr empfindlich ist das Vanillin, da seine Hydroxylgruppe mit dem Alkali Salze bildet, die geruchlos sind. Unter der Einwirkung des Lichts können diese Salze auch Verfärbungen der Seife nach sich ziehen. Ziemlich beständig ist der Zimtaldehyd; doch wird die Seife durch ihn stark gefärbt. Die alizyklischen Aldehyde, zu denen das Citral und das Citronellal gehören, haben die Eigenschaft, durch verhältnismäßig kleine Mengen Alkali polymerisiert zu werden. Die beständigsten von allen Aldehyden sind die aliphatischen, und zwar der Oktyl-, Nonyl- und Decylaldehyd. Ausnahmslos beständig sind die aromatischen Ketone, die auch für alkalihaltige Seifen zu verwenden sind. Wenn sie chemisch rein sind, sind sie auch lichtecht. Hierher gehören das Acetophenon, Methylacetophenon und Metoxylacetophenon. Beständig, aber nicht ganz lichtecht ist der Ketonmoschus. Die alizyklischen Ketone gehören zu den leicht polymerisierenden Körpern. Sie sind nur für ganz neutrale Seifen verwendbar unter Zusatz einer schwachen Säure. So ist beispielsweise das Ionon äußerst empfindlich gegen Alkali. Beständiger gegen Seife ist das Irisöl, was neben der größeren Unempfindlichkeit des Irons auf die schützende Einwirkung der freien Myristinsäure zurückzuführen ist. Sehr beständig gegen Alkali sind Methylheptylketon und das Methylnonylketon. Für jede Seife verwendbar sind die aromatischen Aether; sie sind lichtecht und werden durch Alkali nicht angegriffen. Hierher gehören: Parakresolmethyläther, Anisol, Hydrochinondimethyläther, Diphenylmethan, Diphenyloxyd, Parakresylphenyloxyd, (Beta-)Naphtholmethyläther, (Beta-)Naphtholäthyläther, Eugenolmethyläther und Isoeugenolmethyläther. Alle zu den Eltern gehörende Riechstoffe können nur für neutrale Seifen gebraucht werden, da sie durch Alkali verseift werden und dadurch ihren Geruch verlieren. Am beständigsten unter diesen erweist sich der Anthranilsäure-Methylester. Die Phenole eignen sich als Seifenriechstoffe schlecht, da sie mit Alkali Salze bilden. Seifen mit Nelken- oder Vanillegeruch können nur auf die Weise hergestellt werden, daß eine völlig neutrale Seife erst mit freier Zimtsäure durchgearbeitet und dann mit dem phenolartigen Riechstoff versetzt wird. Sehr beständig gegen Alkali sind das Bromstyrol und das Chlorstyrol. Gleichfalls seifenbeständig sind die künstlichen Moschusarten, die aber nicht ganz lichtecht sind, so daß ein Färben der Seife empfehlenswert erscheint. Die Laktone, zu denen das Cumarin gehört, sind vollkommen alkaliecht; doch wird die Seife durch sie schwach verfärbt.


Literatur: Deutsche Parfümerieztg. 1915, S. 93, 137,203; Seifenfabrikant 1916, S. 49.

Deite.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 524.
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