Scheinwerfer

[602] Scheinwerfer, elektrische, bestehen in der Hauptsache aus einer elektrischen Bogenlampe in Verbindung mit einem Lichtsammler zur Konzentrierung der Lichtstrahlen. Die Bogenlampe wird mit Gleichstrom betrieben, und deren Kohlenstäbe sind so in ihren Achsen gegeneinander versetzt, daß der Krater der positiven Kohle seitlich ausbrennt und sein volles Licht gegen den Lichtsammler wirst.

Anfänglich benutzte man als Lichtsammler Metallspiegel von parabolischer Form. Da jedoch bei Metallspiegeln eine genaue Konzentrierung der Lichtquelle im Brennpunkt schwierig ist, auch die Spiegel selbst infolge der Erwärmung durch das Bogenlicht sich ausdehnen und verziehen, so verwendete zuerst Mangin einen Glasspiegel, dessen Begrenzung zwei Kugelflächen von verschiedenem Halbmesser bilden, und dessen hintere Fläche versilbert ist. Die Lichtstrahlen werden von der in dem Mittelpunkt der inneren Kugelfläche aufgestellten Lichtquelle auf den Spiegel geworfen, von der versilberten Fläche reflektiert und treten dann nach weiterer Brechung aus dem Apparat in einem parallelen Büschel heraus. Die Vorzüge dieser Spiegellinse, genaue Zentrierung und große Gleichmäßigkeit des Lichtbündels sowie günstige Streuung des Lichts bei Verschiebung der Lichtquelle aus dem Brennpunkt, machte sie zur Verwendung für Scheinwerfer sehr wertvoll, so daß in kurzer Zeit ihre Einführung in fast allen Kriegsmarinen durch die Firma Sautter-Lemmonier erfolgte. Schuckert-Nürnberg gelang es, einen Glasspiegel genau parabolisch zu schleifen und in einer verhältnismäßig geringen Glasstärke herzustellen. Dieser dem Mangin-Spiegel überlegene Spiegel wird von zwei anscheinend gleichen parabolischen Flächen begrenzt, und die Rückseite trägt einen Silberbelag. Die Streuung der Lichtstrahlen wird durch diesen Spiegel auf ein Minimum beschränkt. Das reflektierte Strahlenbüschel ist sehr gleichmäßig, an seiner Peripherie scharf begrenzt und ohne Farbenstreuung; auch verringert sich bei dem Parabolspiegel die Brennweite erheblich, so daß auch hierdurch die Intensität des reflektierten Strahlenbüschels sich steigert.

Im Mangin-Scheinwerfer ist die Bogenlampe so aufgestellt, daß die Kohlenstäbe in einem Winkel von 60° gegen die Horizontalebene geneigt sind, während im Schuckertschen Apparat sich die Kohlenstäbe horizontal in der Achse des Spiegels befinden. Um zu verhindern, daß der Voltasche Lichtbogen bei dieser Anordnung durch die aufsteigende heiße Luft nach oben abgelenkt wird und einen schiefen Krater erzeugt, ist unterhalb des positiven Kohlenstabes ein Segment aus Flacheisen angebracht, welches, durch den Strom magnetisch gemacht, den Flammenbogen nach unten zieht. Um die Streuung der vom Spiegel reflektierten Strahlen regulieren zu können, passieren dieselben zwei zueinander parallel stehende Systeme von plankonvexen Zylinderlinsen, den sogenannten Doppelstreuer, welche einander genähert oder voneinander entfernt werden können, so daß das Lichtbündel für die Fernstellung fast zylindrisch, für die Nahstellung in einem Lichtkegel entsendet wird. Es kann auf diese Weise der Streuungsgrad des Scheinwerfers nach Belieben jederzeit gewechselt werden. Die Glasparabolspiegel haben gegen die Erschütterungen beim Schießen genügende Widerstandsfähigkeit gezeigt, so daß ein Entfernen derselben beim Schießen nicht notwendig ist.

Die Scheinwerfer kommen in verschiedenen Größen und Lichtstärken zur Anwendung, und die Spiegeldurchmesser schwanken zwischen 30 und 100 cm, die entsprechenden Lichtstärken zwischen 20000 und 50000 Kerzen. Sie arbeiten alle mit einer Spannung von 45 bis 55 Volt und erfordern 20 bis 150 Ampère Stromstärke. Die Bogenlampe, der Lichtsammler sowie die Streulinsen werden in einem Gehäuse von Blech eingebaut, welches mittels zweier horizontaler Pivotzapfen in einem[602] gabelförmigen Gestell gelagert ist; letzteres ist wiederum um einen vertikalen Pivotzapfen oder mittels zweier Stahlkugelkränze auf einem Untersatz drehbar, so daß die Achse des Lichtbündels nach jeder Richtung eingestellt werden kann. Beide Bewegungen erfolgen durch Schnecke und Schneckenradgetriebe mittels eines Handrades oder, falls der Scheinwerfer von einem entfernt liegenden Ort eingestellt werden soll, durch zwei kleine Elektromotoren, welche durch einen Umschalter in Betrieb gesetzt werden (System Schuckert). Die Geschwindigkeit der Elektromotoren kann mit Hilfe von Regulierwiderständen auf die Zeit von 12 Sekunden bis 8 Minuten für eine Vollumdrehung eingestellt werden.

Die Aufteilung der Scheinwerfer an Bord der Schiffe erfolgt teilweise in den Marsen der Malten, teilweise in Höhe des Brückendecks oder aber im Batteriedeck. In letzterem Falle sind die Scheinwerfergestelle fahrbar eingerichtet und werden dieselben im Gebrauchsfalle durch Seitenpforten auf besondere Podeste ausgefahren. Die hohen Aufstellungsorte haben den Vorteil, daß die auf Deck befindlichen Personen weniger durch den Lichtkegel geblendet werden, während bei den niedrig über Wasser aufgestellten Scheinwerfern beim Verfolgen des herankommenden Feindes die Elevation nicht geändert zu werden braucht. Die Zahl der Scheinwerfer für ein Schiff schwankt von 1 bis 6. – In der Handelsmarine kommen die Scheinwerfer nur vereinzelt zur Anwendung für Bergungsdampfer und im besonderen bei Fahrten durch den Suezkanal zur Beleuchtung der Kanalstrecke voraus. – Neben der Beleuchtung des Vorfeldes dienen die Scheinwerfer auch für die optische Telegraphie, indem man Strahlenkegel in die Luft entsendet und dieselben in bestimmten Zeiträumen abblendet. Bei den Schuckertschen Scheinwerfern erfolgt das Abdunkeln des Lichtkegels durch einen zum Wegnehmen eingerichteten Jalousieverschluß. Neuerdings hat die von Schuckert erfundene Irisblende allgemeinen Eingang gefunden. Sie bildet einen zuverlässigen lichtdichten Abschluß und besitzt genügende Widerstandskraft gegen die Erwärmung des Lichtbogens. S.a. Bogenlampen.


Literatur: [1] Mitteilungen aus dem Gebiete des Seewesens; Burstyn, Vergleichende Versuche mit Mangin- und Schuckert-Projektoren, Pola 1892. – [2] Ebend., Heinz, Die elektrischen Scheinwerfer zur See, Pola 1894. – [3] Krell, Der gegenwärtige Stand der Scheinwerfertechnik, Jahrbuch der Schiffbautechnischen Gesellschaft, Berlin 1905.

T. Schwarz.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 602-603.
Lizenz:
Faksimiles:
602 | 603
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika