[590] Sojabohnenöl. Von W. Schieber [1] wird auf die große volkswirtschaftliche Bedeutung hingewiesen, welche die Sojabohne als Nahrungsmittel hat (vgl. Ergbd. I, S. 734). Es existieren drei Arten: Glycine soja in Indien und Südchina, Glycine javanica in Java, Glycine hispida in Japan. Der Anbau der Pflanze in Deutschland soll in den 70 er Jahren vorigen Jahrhunderts versucht, aber aus unbekannten Gründen wieder aufgegeben worden sein. Die Einfuhr der Bohne in Deutschland erfolgt seit etwa 30 Jahren, gewann aber erst seit 1908 an Bedeutung. Hamburg führte 1911 aus China und Russisch-Alien für 5,8 Millionen Mark, 1912 für 8,5 Millionen Mark ein.
H. Matthes und A. Dahle fanden im Sojabohnenöl 15% feste gesättigte und 85% flüssige ungesättigte Fettsäure. Letztere soll zu 70% aus Oelsäure, 24% aus Linolsäure und 6% aus Linolensäure bestehen, während S. Keimatzu keine Linolensäure nachweisen konnte. Dagegen ermittelte N.J.A. Taverne [2] bei seinen Untersuchungen über Oxydation und Polymerisation des Bohnenöls 14,8% gesättigte Fettsäure und 78% ungesättigte nach dem Verfahren von Varrentrapp-Fahrion [3].
Literatur: [1] Seifens.-Ztg. 1915, S. 471. [2] Zeitschr. f. angew. Chemie 1915, S. 249. [3] Seifenfabrikant 1916, S. 239.
Deite.
Die Samen enthalten etwa durchschnittlich 32% Eiweißstoffe, 32% Stärke und Dextrin, 14% Oel, 4% Rohfaser, 5% Salze und 13% Wasser. Die Kuchen sind ein wertvolles Futtermittel, enthalten noch 69% Oel angesichts der primitiven Gewinnungsverfahren, die bis auf 11/22% durch Extraktion erhalten werden können. Das Oel ist zu den halbtrocknenden zu rechnen, in dünner Schichte, auf nicht saugende Unterlage gestrichen, wird es klebrig, aber ohne Trockenmittel und ohne Vermischung mit anderem trocknendem Oel, wie Leinöl, bildet es keine feste Haut. Nach Meister soll in 56 Tagen die dünne Schichte trocknen, in Mischung mit 75 Teilen Leinöl zu 25 Teilen Sojabohnenöl trocknet es angeblich in 8 Stunden.
Reines Sojabohnenöl ist hell- bis braungelb, mitunter auch ins Grünliche gehend, hat einen eigentümlichen, an Olivenöl erinnernden Geruch, keinen bestimmten Geschmack, läßt sich gut verseifen und auch ohne Schwierigkeit bleichen. Bei 250° C durch längere Zeit belassen, wird es rasch rotbraun, die Elaidinprobe ergibt kein festes Produkt. Das Oel ist in der Seifenfabrikation vorteilhaft verwendbar, als Beimischung zu anderen trocknenden Oelen als Anstrich- und Farbenbindemittel und wird auch in der Oellackfabrikation verwendet.
Andés.
Lueger-1904: Sojabohnenöl [1]