Eine Geschichte des Koodini.

[29] Es war einmal ein Mann, der hiess Koodini, andere nannten ihn auch Abu Nuwasi, der verstand alles. Er war sehr klug. Es war auch ein Sultan dort, der ihn nicht leiden konnte. Dieser hatte alles Mögliche angestellt, um ihn töten zu können. Aber es war ihm nicht beizukommen, er fand keinen Grund.

Eines Tages rief der Sultan seine Leute zusammen und auch den Koodini und seinen Sohn. Er liess einen Baumstamm herbeischleppen und in ein dunkles Zimmer bringen. Dann sprach der Sultan zu Koodini: »Geh' hinein und nimm eine Axt mit und schlage sie dreimal in den Stamm, aber auf ein und dieselbe Stelle; wenn Du zwei Einschnitte machen wirst, musst Du sterben.«

Koodini ging hinein und sprach zu ihnen: »Habt Ihr's gehört?« Sie antworteten: »Wir haben es gehört.« Er hatte nämlich die Axt genommen und mit der Ruckseite geschlagen, das zweitemal ebenso, erst beim drittenmale schlug er scharf und kam wieder heraus. Dann sprach er zu ihnen: »Geht hinein und seht es Euch an.« Sie gingen hin, um nachzusehen und fanden nur einen Schnitt.

Sie kamen heraus und der Sultan sprach zu ihm: »Jetzt soll Dein Sohn hingehen.« Als sein Sohn sich hineinbegeben wollte, sagte sein Vater zu ihm: »Lebe wohl, denke an die Rückseite.« Der Sohn verstand, was sein Vater ihm sagen wollte.

Er ging hinein und schlug zweimal mit der Rückseite, das dritte Mal schlug er scharf und kam wieder hervor. Als der Sultan das sah, wunderte er sich sehr und die andern Leute ebenfalls, und man liess ihn und seinen Vater in Ruh.

Quelle:
Velten, C[arl]: Märchen und Erzählungen der Suaheli. Stuttgart/Berlin: W. Spemann, 1898, S. 29-30.
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