Der Türke und der Christ.

Ein Türke sagt zu einem Christen: »Werde ein Türke!« Dieser sagt zu ihm: »Warum nicht gar?« Am nächsten Tage sagt man ihm wieder: »Werde ein Türke!« Dieser antwortet ihnen: »Ich habe heute Nacht einen Traum gesehen.« Die Türken sagen: »Glück auf, gebe es Gott, du solltest ein Türke werden.« Der Christ sagt: »Mit dem Traume, den ich gesehen habe, werde ich kein Türke.« – »Warum?« sagen die Türken. Der Christ erzählt ihnen: »Ich sah einen grossen Garten; in diesem Garten sassen Christus an der einen Seite, Mohammed an der andern Seite und soviele Tote, als dort in der Nähe herauskamen, trug man sie dort hinein in den Garten und es hatten dieselben anzusehen Jesus Christus und Mohammed: diejenigen, welche Türken waren, nahm Mohammed, diejenigen, welche Christen waren, nahm Jesus Christus. Es kam ein anderer Toter, welcher Priester gewesen war und ein Türke wurde; man trägt den Toten hinein in den Garten. Mohammed erhebt sich und schaut ihn an und nahm ihn für sich, Christus sah, dass ihm das Haupt erglänzte. Christus erhob sich und hielt ihn an. Christus sagt: »Er ist mein.« Mohammed sagt: »Nein, er ist mein.« Christus sagt: »Er hat mein Merkmal an der Stirne.« Mohammed sagt: »Sieh da, er hat auch mein Merkmal«, denn er hatte den Penis beschnitten. Christus erzürnte und packte ihn beim Kopf, Mohammed packte ihn bei den Hoden. Christus zieht, Mohammed zieht; während sie ziehen, der eine hin, der andere her, blieben Mohammed ein Paar Hoden in der Hand. Und er antwortet den Türken: »Euer Glaube macht kein Geld (ist nicht viel wert) dem Traum nach, den ich hatte.«

Quelle:
Jarník, J. U.: Albanesische Märchen und Schwänke. In: Zeitschrift für Volkskunde in Sage und Mär [...] 2 (1890). Leipzig: Frankenstein und Wagner, S. 184-185,218.
Lizenz:
Kategorien: