Hundertvierzehnte Geschichte

[106] geschah an Rabbi Akiwe, der spottet auch aus, die Leut die Aweres (Sünden) täten. Denn er sagt auch, ein Mensch könnt leichtlich seinen Jezerhore (bösen Trieb) kaufe sein (beherrschen). Einestags macht sich auch der Jezerhore zu einer hübschen Frau un steigt auf einen hohen Teitelbaum hinauf. Da sie Rabbi Akiwe sah, da hat er auch Lust zu ihr un steigt hinauf. Un wie er halb auf dem Baum war, da verging ihm der Jezer (Trieb), daß er keine Lust mehr zu ihr hät. Da sprach der Jezerhore wider Rabbi Akiwe: »Wenn man nit auf dem Himmel hät auf dich ausgeschrien, sei gewarnt an Rabbi Akiwe un an seine Thauroh, so wollt ich dich jetzunder von dem Baum herab geworfen haben, daß du hättest sollen den Hals zerbrochen haben, un solltest gleich gestorben sein.«

Quelle:
Allerlei Geschichten. Maasse-Buch, Buch der Sagen und Legenden aus Talmud und Midrasch nebst Volkserzählungen in jüdisch-deutscher Sprache, Nach der Ausgabe des Maasse-Buches, Amsterdam 1723, bearbeitet von Bertha Pappenheim, Frankfurt am Main: J. Kauffmann Verlag, 1929, S. 106.
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