Hundertsechsundzwanzigste Geschichte

[118] geschah, daß Rowe un Rabbi Sira, die eßten miteinander an der Sude (Mahlzeit) von Purim. Un da sie nun gar fröhlich waren, so stund Rowe auf un schächtet Rabbi Sira. Wie es nun zu morgens war, daß er nüchtern war, da hat Rowe große Reue darauf, daß er ihn getötet hat. Da tät Rowe so lang wieder Tefille (beten), bis er wieder lebendig ward. Das andere Jahr an Purim kam Rowe wieder zu Rabbi Sira un sprach zu ihm: »Komm wir wollen wieder Sudes Purim (das Purim-Mahl) halten.« Da sprach Rabbi Sira: »Es is nit alle Zeit, daß einem ein Ness (Wunder) geschieht, daß einer wieder lebendig wird.«

Quelle:
Allerlei Geschichten. Maasse-Buch, Buch der Sagen und Legenden aus Talmud und Midrasch nebst Volkserzählungen in jüdisch-deutscher Sprache, Nach der Ausgabe des Maasse-Buches, Amsterdam 1723, bearbeitet von Bertha Pappenheim, Frankfurt am Main: J. Kauffmann Verlag, 1929, S. 118.
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