Siebenundsiebzigste Geschichte

[69] geschah: Die Talmidim von Rabbi Jauchenen ben Sakai frägten den Ben Sakai: »Lieber, sag uns warum hast du so lang gelebt?« Sie meinten so: Lieber, was hast du für ein Sechus (Verdienst) gehabt, daß du so lang gelebt hast? Da sagt er wider: »Ich hab all mein Tag nit maschtin gewesen (ausgetreten) vier ellenbreit bei der Tefille (Gebet). Un ich hab all mein Tag keinen Menschen bei seinem Zunamen gerufen. Un ich hab all mein Tag kein Kidduschwein mewatel gewesen (beiseite gelassen). Un ich hab gehabt eine alte Mutter. Eines Tages hab ich keinen Wein zu Kiddusch gehabt, ging sie hin un verkauft ihr Schleier vom Kopfe un hat Wein drum gekauft, un gab mir ihn, daß ich hab Kiddusch darüber gemacht.« Wir haben gelernt in der Gemore, da seine Mutter gestorben war, da ließ sie ihm drei hundert Fuder Wein. Un da der Ben Sakai starb, ließ er drei tausend Fuder Wein.

Quelle:
Allerlei Geschichten. Maasse-Buch, Buch der Sagen und Legenden aus Talmud und Midrasch nebst Volkserzählungen in jüdisch-deutscher Sprache, Nach der Ausgabe des Maasse-Buches, Amsterdam 1723, bearbeitet von Bertha Pappenheim, Frankfurt am Main: J. Kauffmann Verlag, 1929, S. 69.
Lizenz:
Kategorien: