CL.

[276] [Rand: Dschami. 1001.] Einer der größten Diebe aus Mawerainehr, das ist: aus dem jenseits des Oxus gelegenem, der[276] Schlauheit seiner Diebe wegen bekannten Lande, hatte bey Nacht in den Schatz des Königs eingebrochen, und bereits eine Menge Gold, Silber und Edelsteine zusammengerafft, als er im Dunkeln etwas Weißes erblickte. Da er einen so feinen Geschmack besaß, daß er die verschiedenen Metalle und Edelsteine durch die Zunge zu unterscheiden im Stande war, so beleckte er auch den weißen Kloß, und siehe da! es war ein Salzstock. Sogleich ließ er Gold und Silber und Edelsteine liegen, aus Gewissenhaftigkeit, weil er von des Königs Salz gekostet, und folglich sein Tischfreund geworden war. Er würde sich eher Alles zu Schulden haben kommen lassen, als die Verletzung der Gastfreundschaft.

Quelle:
Hammer-Purgstall, Joseph Freiherr von: Rosenöl. Stuttgart/Tübingen: Cotta, 1813, S. 276-277.
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