XVI.

[38] Hedschadsch hatte so eben die Flammen eines Aufruhrs in Strömen von Blut gelöscht. Unter den eingebrachten Gefangenen ward ein freyes arabisches Weib ihm vorgeführt. Warst nicht du es, fuhr Hedschadsch voll Grimmes sie an, warst nicht du es, die gestern noch das Volk empörte, und zum Morde meiner Krieger wild entflammte. Du hast es gesagt, ich wars, antwortete die arabische Frau. – Ihr habt es gehört, sprach Hedschadsch, indem er sich zu seinen Wesiren wandte, was ist nun Euer Urtheilsspruch über die Schuldige? – Eile, riefen sie einstimmig,[38] dieselbe hinzurichten. Das Weib lachte hell auf. – Was lachst du? fragte Hedschadsch. Darüber, daß die Wesire deines Bruders, des ägyptischen Drängers Pharao, doch noch bessere Menschen waren als die Deinigen. – Wie so? fragte Hedschadsch. – Als Pharao (antwortete die Araberin) dieselben befragte, was mit Moses und Aaron zu thun, sprachen sie: Heb' dieselben auf für andere Zeiten. Die deinigen aber rathen dir zu eilen mit der Hinrichtung. Die Freymüthigkeit gefiel dem Tyrannen, und statt dem Blutbefehle gab er ihr eine Anweisung auf die Schatzkammer.

Quelle:
Hammer-Purgstall, Joseph Freiherr von: Rosenöl. Stuttgart/Tübingen: Cotta, 1813, S. 38-39.
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