XXIV.

[49] Das erste Geschäft Suleimans nach seiner Thronbesteigung war die Loslassung von dreymal hundert tausend Personen, welche unter der tyrannischen Statthalterschaft von Hedschadsch in den Gefängnissen geschmachtet hatten. Er endete seine Regierung eben so glücklich als er sie begonnen hatte, denn er hinterließ als Nachfolger Omar, den Sohn von Abdolasis. – Suleiman hatte an seinem Hofe einen berühmten Tonkünstler, Namens Sinan, dem er bey Nacht zu singen verboten hatte. Indeß übertrat Sinan doch einmal das Verbot des Chalifen. Die Sklavin Delfa, die erste Günstlingin des Chalifen, stand vom Bette auf, um der Serenade zuzuhören.

Sinan erwartete am Morgen nichts anders, als den Kopf zu verlieren. Der Chalife aber begnügte sich damit, ihm seinen Fehler in aller Güte zu verweisen.[49] Ein andermal, sprach er, laß die Nachtmusik bleiben; denn auf das Wiehern der Pferde versammeln sich die Füllen, das Brüllen der Kühe ruft die Kälber zusammen, und beym Tone der Musik und des Gesanges laufen die Weiber herbey, ohne daß es möglich ist, dieselben durch vernünftige Vorstellungen zurück zu halten. Also keine Serenaden mehr, Sinan! –

Quelle:
Hammer-Purgstall, Joseph Freiherr von: Rosenöl. Stuttgart/Tübingen: Cotta, 1813, S. 49-50.
Lizenz:
Kategorien: