XLIX.

[84] Harun Raschid sah einen Greis, der einen [Rand: Dschami. 562.] Baum pflanzte. Alter! sprach er, das Bauen gienge noch hin, aber pflanzen in deinen Jahren! Wie alt bist du denn? – dreyßig Jahre. – Du lügst. – Nicht doch, Herr, denn ich rechne die Jahre nicht, die unter der Regierung der Familie Ommia verflossen, ich zähle meine Lebensjahre vom Anfange der Regierung deiner Familie. Wie magst du aber pflanzen ohne Hoffnung, die Frucht zu sehen? – Ich pflanze für die Nachkommen, wie die Vorfahren für mich gepflanzt. Der Chalife schenkte ihm tausend Dukaten. Fürst der Rechtgläubigen, sprach der Alte, durch ein Wunder deiner Gnade hat der Baum, der erst in zwanzig Jahren Früchte bringen sollte, schon itzt getragen.

Quelle:
Hammer-Purgstall, Joseph Freiherr von: Rosenöl. Stuttgart/Tübingen: Cotta, 1813, S. 84-85.
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