LIII.

[87] Abunuwas, der Dichter, gegen den sich Harun [Rand: Mehedsch.] Raschid im Vertrauen über die Enthaltsamkeit beklagte, zu der er von Zobeide während der Woche des Neumondes verdammt sey, meinte, man müsse sich in solchen Fällen an mehr als eine Seite halten. Der Chalife erzählte lachend den Einfall des Dichters seiner Gemahlin wieder. Diese ward darüber so aufgebracht,[87] daß sie auf der Stelle die Verbannung des Dichters vom Hofe verlangte. Harun liebte seine Gemahlin zu zärtlich, als daß er ihr dieses Begehren hätte abschlagen dürfen. Der arme Abunuwas mußte seinen Bündel schnüren. Zur letzten Gnade bat er sich nur noch vom Chalifen aus, daß er zum Lebewohl noch einigemal den Burghof umkreisen dürfe, was ihm ohne Schwierigkeit gestattet ward. Abunuwas belud seinen Esel mit zwey Säcken, deren einer leer, der andere mit Steinen gefüllet war. Der Sack mit Steinen drückte beständig von einer Seite, und der Esel fiel mehr als einmal nieder. Abunuwas, der ihm wieder aufhalf, ihn wieder belud, und antrieb, machte solchen Lärm, daß alle Frauen des Harems, und Zobeide selbst, an die Fenster liefen. – Aber, warum fängst du es gar so ungeschickt an, rief sie dem Dichter zu; warum denn Alles auf eine Seite, und nicht getheilt? Das ist's ja eben, antwortete Abunuwas, was ich dem Chalifen rieth, und warum ich ins Elend wandern muß. Zobeide lachte, verzieh, und beschenkte den Dichter.

Quelle:
Hammer-Purgstall, Joseph Freiherr von: Rosenöl. Stuttgart/Tübingen: Cotta, 1813, S. 87-88.
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