Der des Popen

[133] Es heischte ein Weib die Scheidung unter dem Vorgeben, daß ihr Gatte nicht hinreichend mit dem ausgerüstet wäre, was einen Mann ausmacht. Und es ward beschlossen, daß ein Dutzend Gevatterinnen damit beauftragt werden sollte, »de visu« Auskunft zu geben, indem sie den streitigen Ackermann besichtigten.

Nun war es aber um den Ehemann sehr traurig bestellt. Und er wandte sich an den Popen, um sich gut beraten zu lassen.

»Sollst du dich mutternackt vor diesem Richtstuhl zeigen?«

»Nein, dessen würden wir uns schämen, sie und ich.

Ausgemacht ist, daß ich mich hinter eine Türe stelle und meinen armen Ackerer durch ein Loch stecke, welches groß genug gemacht ist, um einen kleinen Mann von gutem Umfange aufzunehmen. Die guten Weiber sollen auf der anderen Seite stehen und ihr Urteil abgeben!«

»In dem Falle kann ich dir von Nutzen sein und dein Weib beschämen.«

»Drei Stück Wein will ich Euch schenken, wenn Ihr mich aus dieser lächerlichen Lage befreit.«[134]

»Einverstanden. Ich will mit dir hinter der Türe stehn und ihnen meinen Priesterstab zeigen, der, Gott sei gelobt, von bestem Umfange ist.«

Der Pope stellte sich zur Besichtigung ein. Auf das gegebene Zeichen schob er sein Adamsrütlein durch besagtes Türloch.

»Ach, ach,« kreischte der Gevatterinnen eine, »mich betrügt man nicht. Das ist ja unseres Popen Ding. Oft genug hab' ich's in der Hand und anderswo gehabt. Nur er allein im Dorfe hat ein solch' schönes!«

Quelle:
[Hansmann, Paul] (Hg.): Schwänke vom Bosporus. Berlin: Hyperionverlag, [1918], S. 133-135.
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