[42] 7. Der Wechselbalg

Eine junge Frau, Marie Scannell, lebte mit ihrem Ehemann noch nicht viele Jahre zu Castle Martyr. Eines Tages zur Herbstzeit war sie mit andern hinausgegangen, um beim Waitzenbinden behülflich zu seyn, sie legte ihr Kind, das sie noch stillte, in eine Ecke des Feldes, und glaubte, es wäre da, in ihren Mantel eingewickelt, auf das beste versorgt.

Als sie mit ihrer Arbeit zu Ende war, kehrte sie zu dem Kinde zurück, aber an dessen Stelle fand sie in dem Mantel ein Geschöpf, das nicht halb so groß war und ein solches Zetergeschrei[42] ausstieß, daß man es eine Meile weit hören konnte. Sie vermuthete gleich, was möchte vorgefallen seyn und ohne sich einen Augenblick aufzuhalten, nahm sie es in den Arm und indem sie behauptete, daß sie ganz vernarrt in das Kind sey, brachte sie es zu einer weisen Frau. Diese flüsterte ihr zu, sie sollte ihm nicht satt zu essen gaben und auf es los hauen und peitschen ohne Barmherzigkeit.

Marie befolgte den Rath und gerade eine Woche hernach fand sie Morgens beim Erwachen ihr eigenes Kind wieder an ihrer Seite im Bette liegen. Dem Elfen, der an die Stelle des Kindes gelegt war, hatte die Behandlung der Marie Scannell, wozu sie sich, obgleich sie eine mitleidige Frau war, entschlossen hatte, schlecht gefallen, und er machte sich, nachdem er es eine Woche versucht, wieder fort und schickte der Frau ihr eigenes Kind zurück.

Quelle:
Croker, Thomas Crofton: Irische Elfenmärchen. Frankfurt am Main: Insel Verlag, 1966, S. 42-43.
Lizenz:
Kategorien: