S'esclau gabelli.
Der Sklave Gabelli.
(Capdepera.)

[254] Die Mauren fingen den Colau Vey und machten ihn zum Sklaven.

Sie führten ihn nach Algier und dort verkauften sie ihn an einen sehr hervorragenden Mauren, welcher eine sehr schöne Tochter, eines der schönsten Mädchen der Mauren hatte.

Sie hielten ihn gut bewacht, damit er ihnen nicht entfliehen könne. Die Tochter des vornehmen Mauren sagte zu ihm eines Tages, wenn er entfliehen wolle, müsse er sich blödsinnig stellen, weil, da er sehr gewandt und ein schöner Junge sei, würde man ihm die Freiheit sonst nie schenken.[255]

Er machte den Blödsinnigen und als sie sahen, dass er zu nichts brauchbar war, bewachten sie ihn schon nicht mehr so streng und eines Tags während der Nacht gelang es ihm den Schlüsselbund zu nehmen. Er begann Thüren aufzumachen und sie wieder zuzuschliessen und als er zu der letzten kam, die auf die Strasse führte, entfloh er und ging nach dem Meeresufer, wo er ein Schiff fand mit dem er nach Mallorca zurückkehrte.

Als er hier angekommen war, ging er sogleich zur Mutter Gottes der Hoffnung, liess ihr die Schlüssel und sie wurden in der Kapelle des Rosenstockes aufgehängt und waren viele Jahre dort zu sehen.

Quelle:
Erzherzog Ludwig Salvator: Märchen aus Mallorca. Würzburg, Leipzig: Verlag der Kaiserlichen und Königlichen Hofbuchhandlung von Leo Woerl, 1896, S. 254-256.
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