[378] 808. Der Hexenmeister zu Götzingen.

In den fünfziger Jahren lebte zu Götzingen ein Mann von 65–70 Jahren. Die Leute nannten ihn de[378] Schmétchen, wahrscheinlich weil er früher Schmied gewesen war. Dieser Mann konnte die Pferde lahm und wieder gerade machen, er brauchte nur zu wissen, was für Haare die Pferde hatten. Reichten die Leute ihm kein Essen und keinen Schnaps (dies war sein Lieblingsgetränk), so konnten sie sicher sein, daß ihre Pferde lahm wurden. Schmétchen heilte sie wieder gegen ein Trinkgeld. Unter anderm erzählt man folgendes von ihm: Einst, ziemlich spät in der Nacht, trat Schmétchen mit einigen Kameraden zu Göblingen in ein Bauernhaus, genannt Bêkes, und forderte Branntwein. Der Hausherr sah, daß die Ankömmlinge des Guten mehr als genug hatten, und verweigerte den Schnaps, indem er sagte: »Kommt morgen wieder, dann bekommt ihr dessen, so viel ihr wollt.« Als er trotz Schmétchens Bitten bei seiner Weigerung beharrte, rief dieser aus: »Nun, wenn du uns keinen gibst, so wirst du uns morgen rufen lassen und froh sein, wenn wir kommen.«

Des andern Tages meldete der Knecht seinem Herrn, daß alle Pferde im Stall lägen und alle viere von sich streckten. Dieser, wohl wissend, wer den Schaden angerichtet hatte, ließ schnell den Schmétchen von Götzingen holen. Er kam, besah die Pferde und sie waren geheilt. Die Pferde, die er heilte, blieben aber nach der Heilung noch so lange lahm, als sie es vor derselben gewesen waren. Hatte er nur ein Haar von einem Pferd, so brauchte er dasselbe nur um einen Hufnagel zu wickeln, denselben in einen Stock zu schlagen und das Pferd war vernagelt. Der wirkliche Name dieses Mannes war Nicolas Nicolas.


Lehrer Beljon zu Buderscheid

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 378-379.
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