[414] 881. Hexentanz zwischen Säul und Bruch.

Etwa vor vierzig Jahren kehrten nächtlicherweile zwei Brüder von Bruch nach Säul zurück und schlugen einen Pfad ein, der den Weg bedeutend abkürzte. An einem Ort, der schon lange verrufen war, angelangt, vernahmen sie plötzlich ein entsetzliches Geheul. Da es heller Mondschein war, vermochten sie, etwa fünfzig Schritte abwärts vom Pfad, auf einem ihnen zugehörigen Ackerfeld, eine Menge schwarzer Gestalten wahrzunehmen, die sich im Kreise herumdrehten. Es waren Hexen, welche dort einen ihrer nächtlichen Tänze aufführten. Die Brüder wandten sich ab aus Angst, es möchte ihnen übel ergehen und eilten querfeldein, so schnell sie konnten, nach Hause.

Am andern Morgen begaben sie sich an die Stelle, wo sie den Hexentanz gesehen hatten, und fanden einen breiten Ring, der sich um ihr Ackerfeld zog und von Tierfüßen gebildet zu sein schien. Der Ring war so fest getreten, daß sie einen ganzen Tag brauchten, um den Erdboden wieder aufzulockern; dabei konnten sie den Pflug nicht gebrauchen, sondern mußten den Boden bearbeiten, als wäre er festes Gestein.


Zollbeamter J. Wolff

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 414.
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