[415] 883. Der Hexentanz zu Körich.

Ein Arbeiter kehrte einst zur Geisterstunde in Begleitung seines Hündchens von Körich nach Hause zurück. Als er auf die Schloßwiese kam, sah er auf derselben einen hellerleuchteten, geräumigen Tanzsaal. In der Mitte desselben stand eine hohe Gestalt auf Bocksfüßen und mit einem langen, braunen Überrock angetan. Diese Gestalt schwang hoch in der Rechten einen goldenen Zepter und dirigierte die Bande der Musikanten, nach deren herrlichen und wundersamen Melodien jene unzählige Schar lustiger Gestalten sich tanzend mit rasender Schnelligkeit im Saale herumbewegte. Bangen und Grauen ergriff unseren Mann beim Anblick dieses seltsamen Schauspiels. Er füllte seine beiden Taschen mit Steinen und suchte so schnell als möglich fortzukommen. Als er an dem Tanzsaal vorbei war, gewahrte er, daß sein Hündchen ihm nicht nachgekommen. Er schaute sich nach demselben um und sah, wie es neben dem[415] Taktschläger im Tanzsaal stand und denselben anbellte. Der Mann mochte rufen, wie er wollte, sein Hündchen kam nicht. Erst als er am andern Morgen aufstand und vor die Tür trat, sah er dasselbe auf der Türschwelle sitzen, aber es war ganz entstellt: keine Spur mehr von einem Haar war an seinem ganzen Körper zu sehen.


Lehrer Konert zu Hollerich

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 415-416.
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