[457] 965. Verwundete Hasenfrau zu Tüntingen.

Heinrich S. aus Tüntingen ging einst drei Abende nacheinander auf die Sengelser Hècht mähen. Die zwei ersten Abende kam jedesmal um dieselbe Zeit ein fetter Hase übers Feld gelaufen. Als S. am dritten Abend von Hause wegging, nahm er seine Flinte mit und dachte: »Aller guten Dinge sind drei. Wenn der Hase noch einmal kommt, schieße ich ihn nieder.« An diesem Abend kam der Hase etwas später als an den vorigen Tagen und S. schoß nach ihm. Er traf den Hasen, aber eine Frau fiel zu Boden. S. lief erschreckt ins Dorf. Des andern Tages kam eine unbekannte, alte Frau mit verbundenem rechtem Arm ins Dorf betteln. Das war die Hasenfrau vom gestrigen Tag. S. erzählte die Geschichte erst, als die Frau gestorben war.

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 457.
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