[483] 1013. Eine Wallfahrt nach Echternach.

In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts brach zu Heiderscheid eine schreckliche Krankheit unter dem Vieh aus. Kühe, Schweine, kurz alles Vieh wurde davon befallen. Das Vieh zitterte am ganzen Leibe, schäumte und wütete, als sei es von der Tollwut befallen. Jedes Tier, welches diese Krankheit bekam, verendete unter schrecklichen Zuckungen. Alte Leute erzählten, daß die Einwohner von Heiderscheid damals mehr Vieh auf den Schindanger schleppten, als heute Vieh in Heiderscheid ist. Da jede menschliche Hilfe nichts fruchtete, so nahm man zuletzt seine Zuflucht zu dem hl. Willibrord. Die Einwohner verpflichteten sich durch ein Gelübde zu einer jährlichen Pilgerfahrt nach Echternach, worauf die Krankheit allsogleich aufhörte. Jedes Jahr wallte nun die Pfarrei von Heiderscheid in Prozession am Pfingstmontag zu den Gebeinen des Heiligen. Da jedoch während der französischen Revolution diese Wallfahrt fast unmöglich wurde (die Franzosen hatten die Pilger einmal gefangen genommen und dieselben drei Tage lang zu Echternach eingesperrt), wurde das Gelübde umgeändert, und zwar mußten jetzt die Heiderscheider jährlich am Pfingstmontag nach dem nahegelegenen Dorfe Tadler pilgern, wo der hl. Willibrord an diesem Tage ebenfalls verehrt wird. In den letzten Jahren änderte man das Gelübde noch einmal und zwar so, daß die Prozession jetzt jährlich am genannten Tage nur mehr einen Gang über die Fluren der Pfarrei macht.


Lehrer H. Georges

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 483.
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