[513] 1064. Vom Husaren, der die Muttergottes in der Nitteler Kapelle bestohlen hat.

Während der bösen Zeiten des dreißigjährigen Kriegs wurden einst sächsische Husaren in Nittel einquartiert. Da sie im Dorfe von der schönen Kapelle auf dem Berge gehört hatten, schlich ein Husar auf den Berg hinauf und sah zu seinem Erstaunen die schöne Muttergottes mit dem Jesuskindlein auf dem Arme; beide hatten eine goldene Krone auf. Der Husar band sein Pferd an die Türe der Kapelle, ging zu dem dabei wohnenden Klausbruder und forderte von ihm den Schlüssel der Kapelle. Da dieser sich weigerte, den Schlüssel auszuliefern, zog der Husar seinen Säbel, erstach den Klausner, nahm den Schlüssel, ging in die Kapelle und raubte die Kronen. Darauf bestieg er sein Pferd und ritt davon. Aber kaum saß er auf dem Pferde, so war dieses nicht mehr zu bändigen; es setzte über Hecken und Zäune hinweg dem Nittler Felsen zu. Am anderen Morgen fand man die beiden Kronen auf dem Felsen und trug sie in feierlicher Prozession in die Kapelle zurück. Von dem Husaren aber ist seit dieser Zeit nichts mehr gehört worden.


N. Gonner

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 513.
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