[514] 1067. Die Linde des Kohlenberges bei Beckerich.

Bei der hl. Kreuzkapelle auf dem Kohlenberge bei Beckerich stehen zwei mächtige Linden, welche, wie allgemein der Glaube herrscht, der hl. Willbrord gepflanzt hat. Die eine dieser Linden ist bedeutend kräftiger als die andere; der Umfang ihres Stammes beträgt einen Fuß über dem Erdboden 6–7 Meter, etwas höher ist der Umfang geringer und wo der Baum anfängt, seine Äste auszubreiten, mag derselbe wohl noch 6–7 Meter im Umfang haben. Weithin bemerkbar sind die beiden Riesenbäume und in der ganzen Umgegend bekannt durch den auf denselben wachsenden, heilsamen Lindentee, der als besonderes Heilmittel gerühmt wird.

Zwischen den beiden Bäumen steht ein guterhaltenes, mächtiges Christusbild aus Stein; an dessen Fuße sitzt der große Dulder Job, zu welchem von nah und fern mancher kommt und Trost und Heilung sucht für verschiedene Krankheiten. Einst kehrte ein Fremder von der Bittstätte in ein Wirtshaus zu Beckerich ein, und als man ihn fragte, woher er komme, antwortete er spöttelnd: »Ech wor de Job besichen, an ech hun hièn nit dohèm fond.« Noch bevor der Mann das Dorf verlassen, verspürte er einen unbegreiflichen Schmerz in seinen Gliedern, und nach acht bis vierzehn Tagen sah man denselben zurückkommen; er war ganz mit Geschwüren bedeckt und pilgerte reumütig auf den Berg zum hl. Job unter die Linden, wo er demütig betete, um von seinen Leiden befreit zu werden. Von dieser Stunde an ging es ihm besser, und bald war er von den Geschwüren befreit.

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 514.
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