[522] 1082. Bestrafter Geiz.

Zu Säul verweigerte vor mehreren Jahren eine reiche, wegen ihres schmutzigen Geizes berüchtigte Frau einem Bettler das Almosen. Dafür verwünschte sie dieser sieben Jahre lang aufs Krankenlager. Sofort wurde die Frau von einer so großen Schwäche befallen, daß sie von dem Tage an das Bett hüten mußte. Da selbst ein kaum vernehmbares Geräusch sie in die größte Aufregung versetzte, so war man genötigt, der Kranken außerhalb des Dorfes ein Häuschen auf freiem Felde, fern von allem Geräusche, zu erbauen. Die Magd, welche ihr anfangs nachts beigegeben[522] worden war, nahm zuletzt wegen eines unerklärlichen Gepolters das sich immer um Mitternacht vernehmen ließ ihren Abschied.

Trotz aller angewandter Mittel dauerte der krankhafte Zustand der Frau volle sieben Jahre. Da ging sie in sich, wurde mildtätig und fromm, tat sehr viel Gutes und vermachte vor ihrem Tode ihr ganzes Vermögen den Armen.


Zollbeamter J. Wolff

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 522-523.
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