[127] 298. Der Geist auf dem Kirchhofe zu Bartringen.

Zu Bartringen waren Frauen in der Ucht versammelt in einem Hause nahe beim Kirchhofe. Ein Mädchen sagte, sie fürchte nicht, bei Nacht auf den Kirchhof zu gehen, und da die anderen dies bezweifelten, machte sie sich anheischig, etwas vom Kirchhofe mitzubringen. Sie ging hinaus und auf den Kirchhof. Dort sah sie auf der Kirchhofmauer einen Geist mit einer weißen Zipfelmütze sitzen. Sie trat hinzu, riß die Mütze von seinem Kopf und brachte sie zum Entsetzen aller in der Ucht mit. Bald jedoch hörte man draußen ein Geräusch und die Worte: »Bréng mer méng Kâp erém.« Dadurch ward der Schrecken der Weiber noch größer. Endlich warf man die Mütze vor die Tür. Der Geist aber begehrte, daß man ihm die Mütze auf dem Kirchhof wieder aufsetze. Da zwangen die anderen das Mädchen, die Mütze wieder auf den Kopf des Geistes zu setzen. Tags drauf war das Mädchen eine Leiche.

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 127.
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