[160] 366. Der fliegende Jäger.

Den beiden Ufern des Urflusses entlang hört man zuweilen in der Gegend von Eisenbach und Gemünd (Preußen) in der Luft Hundegebell und den Angstlaut des verfolgten Wildes, fernklingendes Trompetengeschmetter, manchmal auch Säbelgeklirr und ein heftiges Rauschen und Zittern, ähnlich dem, wenn ein starker Wind durch die Wipfel hoher Bäume fährt. Das ist der fliegende Jäger, der seine Beute verfolgt. Vor mehreren Jahren gab es viel Rotwild in den waldigen Felsabhängen zu beiden Seiten des Urtals; seitdem aber der »verfluchte« Jäger sein Wesen in dieser Gegend treibt, ist das Edelwild allmählich verschwunden, um dem Schwarzwild, das seit einigen Jahren so großen Schaden an richtet, Platz zu machen. Kein Mensch in Eisenbach weiß näheren Aufschluß über den Jäger zu geben, doch glaubt man allgemein, der ungewöhnlich große Hund, welcher sich bereits früher oft den Leuten in Eisenbach gezeigt, gehöre zu des Jägers Meute. Ein herrenloser, schwarzer Hund nämlich von der Größe eines mittelgroßen Rindes hat sich, wie schon vor vielen Jahren, so auch in letzter Zeit den Dorfbewohnern an verschiedenen Stellen gezeigt und sich an sie geschmiegt, ohne ihnen ein Leid zuzufügen, hat ihnen aber Angst und Schrecken eingejagt.


Lehrer Quiring zu Untereisenbach

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 160.
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