[168] 392. Der verlorene Jäger zu Niederfeulen.

Es ist ziemlich lange her, etwa fünfzig Jahre, da irrte in dem ganz nahe an Niederfeulen gelegenen Wald, genannt Buchenknapp oder »auf Kochert«, auf dessen höchstem Punkte ein Kreuzweg sich befindet, mehrere Jahre lang ein Jäger umher, den man den verlorenen Jäger hieß. Er hatte drei Jagdhunde, zwei rote und einen weißen, und jagte nur zur Nachtzeit. Am Tage sah und hörte man nichts von ihm, wohl aber sah man alsdann die Hunde umherlaufen. Wenn er jagte, so konnte man deutlich bis ins Dorf hinein hören, wie er die Hunde rief: »Bello, Bello!« Oft rief er dann auch: »Verirrt, verirrt!« und wenn die Leute sich dann aufmachten, um ihn zu suchen, so fanden sie ihn nicht, sondern hörten ihn immer in gleicher Entfernung von sich nach den Hunden oder sein »Verirrt, verirrt!« rufen. Reisende, die sich etwas verspätet hatten, trafen ihn in der Dunkelheit der Nacht immer oben am[168] Kreuzweg stehend; auch kam er oft, aber immer nur nachts, zu einem Kalkbrenner am Saume des Waldes, holte sich eine Kohle auf seine Pfeife und wärmte sich bisweilen an der Glut des Ofens. Doch sprach er nie ein Wort, man mochte zu ihm sagen, was man wollte, und tat auch niemand etwas zuleide.

Auf einmal war er spurlos mit seinen Hunden aus der Gegend verschwunden.


Lehrer Ahnen zu Niederfeulen

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 168-169.
Lizenz:
Kategorien: