[169] 394. Der wilde Jäger bei Ulflingen.

Vor mehr als sechzig Jahren durchzog allabends der wilde Jäger den Wald, der zwischen den Dörfern Ulflingen, Wilwerdingen, Weiswampach und Holler liegt. Dann hörte man Schüsse fallen, Hundegebell, das Schmettern eines Jagdhorns, Hurrahrufe, kurz, ein derartiges Geräusch, daß es schien, als sei der Teufel mit all seinen[169] schwarzen Gesellen losgelassen. Bald schien die wilde Jagd hier, bald dort zu toben. Lange mochte man sich abends nicht in den Wald wagen.

Ein gewisser J.S. aus Biwisch, der einst um Mitternacht vom Kirchweihfeste von Weiswampach ziemlich benebelt nach Hause zurückkehrte, hörte den Jäger im Walde jagen und rief ihm verwegen zu: »Komm, Alter, wir wollen eine Prise zusammen nehmen.« Da trat plötzlich ein langer Schatten mit langem, schwarzem Mantel, dreieckigem Hut, ein Jagdgewehr unter dem Arm und zwei Hunde an der Leine führend, vor den Mann hin, langte in die Tabaksdose und entfernte sich unter gewaltigem Niesen. Vor Schrecken fast ohnmächtig kam der Mann zu Hause an.

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 169-170.
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