[188] 432. Das Stolzebergermännchen bei Grevenmacher.

Der unter dem Namen Stolzebergermännchen bekannte Mann lebte in dem Walde zwischen Grevenmacher und Flaxweiler. Besonders häufig wurde er in der[188] Nähe des Buchholzer Hofes und des Potaschberges gesehen. Er hatte stets zwei Hunde bei sich, Puh und Bello. Am öftesten zeigte er sich bei Abend- und Morgendämmerung. Er trug nicht selten einen kleinen Schreibtisch bei sich und fuhr häufig in der Buchholzer Wies in einer vierspännigen Kutsche einher. Sein Hauptgeschäft war die Jagd, deshalb trug er immer eine Büchse bei sich, aus der er fünf bis sechs Schüsse nacheinander abfeuern konnte. Beim Jagen schrie er in einem fort: »Puh, hei! Puh, hei, hei, hei!«

Einst als er mit seinen beiden Hunden jagte, zog ein Gewitter heran; es blitzte und donnerte gewaltig und der Regen fiel so stark, daß das Stolzebergermännchen nicht zu schießen vermochte. Darob fluchte und tobte er gewaltig, zielte auf Himmel und Blitz und drückte los. Sofort fiel er leblos zu Boden, auch die Hunde lagen tot neben ihm. Der Blitz hatte alle drei getötet.

Von der Zeit an hörte man noch oft in der Gegend des Stolzebergermännchens Stimme: »Puh, hei! Bello, do!« Nie aber bekam man jemand zu sehen. So ging der Geist des Stolzebergermännchens lange Zeit jagend in seinem früheren Revier umher, ein Wild verfolgend, das er, wie man sagt, nie erreichen und erlegen konnte. Viele wollen den Geist oft oberhalb Potaschhof gesehen haben in Gestalt eines Mannes, der seinen eigenen Kopf unter dem Arm trug. An jedem Vorabend eines hohen Festages hörte man dort auch gegen Mitternacht Glocken in einem Moor läuten, was ebenfalls dem Stolzebergermännchen gegolten haben soll.


Lehrer Wagner zu Grevenmacher

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 188-189.
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