[220] 510. Der Hasentanz auf Merchen.

Ein Bauersmann von Wormeldingen ging eines Abends hinaus auf den Anstand. Als er an den Ort genannt »auf Merchen« kam, sah er sich plötzlich von einer Schar Hasen umringt, welche um ihn herum die possierlichsten Sprünge machten. Ehe der Jäger die Büchse anlegen konnte, kamen die Hasen dicht an ihn heran, beleckten seine Schuhe und schnurrten um ihn herum, daß es ihm recht unheimlich zu Mute ward. Hierauf stellte sich einer aus der Bande, der die andern an Größe weit überragte, auf die Hinterläufe, als wolle er Männchen machen. In einem Nu hatte die ganze Schar sich im Kreis um den Jägersmann aufgestellt, alle auf den Hinterläufen gleich ihrem Anführer, dem großen Hasen. Wie sie nun so dastanden, erhob dieser den rechten Vorderfuß und schlug damit den Takt zu einem Tanz, den seine Kameraden um den Weidmann herum in immer rascher werdender Bewegung ausführten. Wie lang dies gedauert haben mag, wußte der Jäger nicht anzugeben; denn ob der seltsamen Erscheinung war diesem so gruselig geworden, daß er die Augen zudrückte und regungslos dastand, bis ihn die fröstelnde Morgenluft wieder zur Besinnung brachte.


Lehrer Konert zu Hollerich

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 220.
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