[228] 528. Der drohende Wolf.

In einem dichten Walde, der auf den Gemarkungen des Schlosses Steinborn zu Heffingen gelegen ist, stand eines Abends ein Wilddieb auf der Lauer. Eine geheimnisvolle Stille war über der ganzen Natur ausgebreitet; kein Lüftchen regte sich und die Blätter der Bäume erglänzten im sanften Schein des Mondes. Es mochte wohl Mitternacht sein, da ging hart an unserem Weidmann ein Wolf vorüber, stellte sich in einiger Entfernung vor ihm auf und betrachtete ihn mit seinen unheimlich leuchtenden Augen. Der Jäger legte an und zielte nach dem furchtlosen Tier. Als der Wolf dies bemerkte, erhob er drohend eine seiner Vorderpfoten. Eiskalt überlief es den Wildschützen und er hatte nichts Eiligeres zu tun, als sich von dieser unheimlichen Stätte zu entfernen und den Heimweg anzutreten.


J. Bettendorf

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 228.
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