[238] 551. Der Gassenhund zu Straßen.

Frau Fr. hat den Gassenhund zu Straßen oft gesehen, noch vor drei Jahren. Es ist ein großer, pechschwarzer Hund, so groß wie ein Rindchen. Langsam »schappt« er die Straße auf und ab; er bellt nicht, knurrt nicht; will man ihn wegtreiben, indem man z.B. nach Steinen greift, so weicht er nicht. Keinem tut er etwas zuleide; nur wenn er merkt, daß jemand etwas Böses im Sinne hat, so knurrt er und verscheucht den Übeltäter. Vor etwa dreißig Jahren ertappte er in »Sauersgarten« eine Gesellschaft mutwilliger Dirnen, welche eben Obst stahlen. Mit dem Schrecken kamen sie davon, da sie über Hecken und Mauer flink genug hinübersetzten.

Einst sah ihn Frau Fr. durch eine Hecke gehen, wo keine Katze durchgekommen wäre. Ein andermal lief er um Mitternacht einem Manne zwischen den Beinen durch. Einen Schuster begleitete er abends spät nach Hause; und als dieser eingetreten war, richtete sich der Hund draußen am Fenster empor und da reichte er mit dem Kopfe bis oben an die zweite Scheibe.

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 238.
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