[247] 578. Das gespenstische Schwein.

Ein Jäger von Berg war einst zu seiner Tochter nach Simmern auf Besuch gekommen. Als er des Abends gegen elf Uhr nach Hause zurückkehrte und in die hohlen Wege (húol[247] Wéen) zwischen Säul und Simmern kam, stand plötzlich ein Schwein vor ihm, das ihm nicht ausweichen wollte. Des Jägers Hund verschwand beim Anblick des Schweines eiligst in den Wald. Ohne ein Wort zu sagen, ging der Jäger an dem Schwein vorbei; bald gesellte sich auch der Hund wieder zu ihm. Der Jäger mochte ungefähr dreihundert Schritte zurückgelegt haben, als an einem Kreuzwege plötzlich das Schwein wieder vor ihm stand; aber diesmal hatte es eine schwere, eiserne Kette am Halse hangen. Der Hund hatte wieder das Weite gesucht; der Jäger aber ging, wie das erste Mal, stillschweigend am Schwein vorüber. Da erhob sich ein entsetzliches Gebrüll, als ob der Wald voller Löwen und Stiere sei. Während der Jäger auf die Säuler Straße zuschritt, sprang das Gespenst immer vor ihm her, bald in Gestalt eines Stieres, bald in Gestalt eines Pferdes usw. Erst als der Jäger an einer Kapelle bei Säul angekommen war, verschwand das Gespenst und verstummte das Gebrüll. Zwischen Säul und Bruch fand sich auch der Hund wieder beim Jäger ein.

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 247-248.
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