[249] 586. Der Ziegenbock auf dem Lopert.

Auf dem Lopert, einer Anhöhe an der Staatsstraße zwischen Ettelbrück und Feulen, hielt sich, es ist noch nicht gar lange her, ein Ziegenbock auf, der die nächtlichen Wanderer oft sehr in Schrecken setzte, so daß es den Leuten bange war, zur Nachtzeit am Lopert vorbeizugehen. Ein beherzter Mann aus Feulen verließ einst zur Winterzeit spät abends eine Schenke in Ettelbrück und machte sich mit unsicheren Beinen auf den Heimweg. Auf dem Lopert angekommen, wollten die Beine nicht mehr recht und er legte sich mit den Worten in den Schnee:[249] »Ich wollte, das Böcklein käme, um mich nach Hause zu tragen.« Sofort war das Böcklein zur Stelle und ließ den Mann aufsitzen. »Nun trag mich gleich nach Feulen!« rief dieser; der Bock aber wurde unterwegs auf einmal so hoch wie der Kirchturm. Der Mann begann zu schreien und zu fluchen, daß man es bis nach Niederfeulen hören konnte. Als das Schreien und Fluchen nichts half, fing der Mann an zu beten, da wurde der Bock wieder so klein, daß der Aufsitzende schon glaubte, absteigen zu können, und mit Beten aufhörte. Aber sieh! sogleich wuchs der Bock wieder gewaltig in die Höhe, so hoch, als er es vorher kaum gewesen, und blieb auch so bis an des Mannes Wohnung, wo er denselben an der Haustür in den Schnee warf und verschwand. Der Mann soll nie mehr zur Nachtzeit am Lopert vorbeigegangen sein.


Lehrer Ahnen zu Niederfeulen

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 249-250.
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