[250] 590. Das weiße Lamm beim Läuteschbösch.

Dort wo der Weg von Rosport nach Hinkel sich am Fuß des waldigen Bergabhanges am Läuteschbösch vorbeizieht, sah man früher in gewissen Nächten ein schneeweißes Lamm und zuweilen auch eine schneeweiße Katze umgehen. Einst gingen mehrere Frauen von Rosport morgens früh über Hinkel nach Trier. Als sie am Läuteschbösch vorübergingen, erblickte eine von ihnen ein schneeweißes[250] Lamm, das in dem Weg neben ihnen oder vor ihnen herlief. Eine Frau wollte es fangen; es hüpfte aber so hastig vor ihr her, daß sie es nicht erreichen konnte, und als sie zugleich bemerkte, wie das Lamm inzwischen immer größer und größer wurde, erschrak sie sehr und ließ es ruhig gehen. So begleitete es die Frau bis zu dem Kreuz, welches bei Mülleschhaus auf der Fähre steht. Dort verschwand es plötzlich. Einer anderen Frau, welche ebenfalls dort vorbeiging, gelang es, das Lamm zu fangen. Sie trug es auf den Armen fort. Es wurde aber immer schwerer und schwerer, so daß sie am Ende die Last nicht mehr zu tragen vermochte. Beim Kreuz an der Wintersdorfer Fähre mußte sie es fallen lassen, worauf es sofort verschwand.


Lehrer M. Bamberg

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 250-251.
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