[252] 596. Geist als Faß und Stier zu Niederkorn.

Zu Niederkorn hauste ein Geist, der oft in Gestalt eines ungeheuer großen Fasses einen steilen Berg, Gretenberg genannt, herabrollte und dann plötzlich am Fuße des Berges verschwand.

Manchmal nahm er auch die Gestalt eines aufgebrachten Stieres an. In einer mit Staketen umgebenen Wiese hüteten einst mehrere Dorfjungen die Pferde, als das Untier als wütender Stier brüllend den Berg herab- und auf die Wiese zukam. Hier wühlte und bohrte derselbe mit den Hörnern so gewaltig an der Umzäunung, daß die angstvollen Knaben jeden Augenblick fürchteten, das Untier werde das Pfahlwerk zertrümmern und über sie herfallen. Allein nach einiger Zeit entfernte es sich wieder, ohne Schaden angerichtet zu haben.


Lehrer Walch zu Niederkorn

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 252.
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