[253] 600. Geisterhafte Kuh.

Als Margarete E., welche zu Vianden an dem längst abgerissenen Gässelturm (einem alten Turm der Ringmauer) wohnte, abends zwischen elf und zwölf Uhr das Fenster öffnete, sah sie beim hellen Mondschein zu ihrem größten Schrecken einen riesigen Mann in langem, schwarzem Mantel und mit einem dreieckigen Hut, der steif und grade auf dem Turmgemäuer stand und sie anstierte. Entsetzt schlug sie das Fenster zu und weckte ihre Schwester; aber als beide nun nach dem rätselhaften Mann schauen wollten, war derselbe verschwunden. Wie war er hinauf-, wie heruntergekommen? Keine Stiege führte zum Turm hinauf. Wie beide Schwestern dieses Fenster verließen und zu dem Fenster hinkamen, das sich zur Seite der Straße befand, und zufällig hinausschauten, sieh, da kam eine ungeheuer große, pechschwarze Katze vom Turme herab die Straße entlang und verschwand plötzlich beim Eifeshaus.


M. Erasmy

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 253.
Lizenz:
Kategorien: