[295] 672. Der Schatz auf der Schoreburg.

Ein Hirt von Eschet weidete oft seine zahlreiche Herde in der Nähe der alten Burgruinen und beständig dachte er an die großen Schätze, die in denselben vergraben liegen, und wünschte, wenn auch nur ein Teil derselben zu besitzen. Jeden Morgen, bevor er die Schafe auf die Weide führte, ging er mit zwei Eimern hinab zu dem Schloßbrunnen, um Wasser zu schöpfen. Jedesmal, wenn seine Augen über die alten Trümmer hinschweiften, tauchte auch in seinem Innern der Gedanke an die verborgenen Schätze auf.

Als er einmal am frühen Morgen zwei Eimer voll Wasser den Schloßweg hinauftrug, da erblickte er in der Ferne zwei große, in schwarze langwallende Mäntel gehüllte Männer, den Welg herab auf sich zukommen. Sie trugen an einer Stange einen großen, weiten Kessel, der voll von schimmernden Goldmünzen war. Der Hirt wich beiseite. Doch da standen die Männer still und mit hohler Stimme hießen sie ihn das Wasser ausgießen. Dieser aber sollte schier zusammensinken vor Furcht und gehorchte nicht. Da stieß einer der schwarzen Männer die Eimer um, und sie füllten dieselben bis oben an den Rand mit glänzendem Golde, und allsogleich waren sie verschwunden. Der Hirt gab sein Hirtenleben auf und war nunmehr ein reicher Mann.

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 295.
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