[308] 706. Der Schatz am Scheuerbrunnen.

Ein Mann aus Vichten, der seine Familie ehrbar durchgebracht, erhielt in seinen alten Tagen keinerlei Unterstützung von seinen Kindern und war genötigt, sein Stücklein Brot zu erbetteln. Eines Tages trat ein Zwerg, den seine harte Lage dauerte, zu ihm und lud ihn ein, mit ihm zum Scheuerbrunnen bei Vichten zu gehen, wo er ihm Reichtum verschaffen wolle, falls kein Wort über seine Lippen komme. Der Mann meinte, er könne seine Zunge schon im Zaum halten. Gegen Mitternacht begaben sich beide zum Scheuerbrunnen und fanden dort eine schwere, mit Goldstücken angefüllte Kiste. Der Mann erfaßte sie an der einen Seite und rief seinem kleinen Gefährten ermutigend zu: »Nur frisch zu!«, worauf die Kiste versank und verschwunden blieb.


L'Evêque de la Basse Moûturie, 361

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Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 308.
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