[313] 724. Geldfeuer auf dem Krautmarkt zu Luxemburg.

[313] Ein Bäcker auf dem Krautmarkt zu Luxemburg sollte in der Frühe aufstehen, um zu backen. Da die Magd vergessen hatte, abends das Feuer unter die Asche zu schüren, stand sie in der Nacht auf und da sie nicht wußte, wieviel Uhr es sei, ging sie hinaus, um zu sehen, ob nicht Leute in der Nachbarschaft schon aufgestanden wären. Da sah sie mitten auf dem Krautmarkt ein großes Feuer. »Nun«, sagte sie zu sich selbst, »fehlt es dir ja nicht an Feuer.« Sie ging hin und sah vier schwarze Männer rings um das Feuer liegen. Sie fragte dieselben, ob sie davon nehmen dürfe. Keiner antwortete. Sie nahm eine ganze Schaufel voll Kohlen und schüttete dieselben auf den Herd, aber da waren sie schwarz aus. Sie ging ein zweites Mal hin, aber auch diesmal waren die Kohlen erloschen, sobald sie auf dem Herde lagen. Als sie zum drittenmal zum Feuer gekommen war und ihre Schaufel wieder gefüllt hatte, sagte einer der Männer: »Aller guten Dinge sind drei. Kommst du noch einmal zurück, so bist du unglücklich.« Entsetzt eilte sie zurück und sank ohnmächtig zu Boden. So fand sie der Hausherr, dem sie erzählte, was geschehen war. Beide gingen zum Herd, um nachzusehen, was sie denn mitgebracht habe, und sieh! statt der vermeintlichen Kohlen lag ein ziemlicher Haufe Geldes da.


N. Gonner

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 313-314.
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