[319] 733. Geldfeuer zu Mörstroff.

Als einst die Magd eines Bauern des Morgens früh aufstand, um das Feuer am Herd anzuzünden, sah sie in kleiner Entfernung vom Hause im Freien ein Feuer brennen. Sie erfaßte eine Schaufel und lief sogleich hin, um Kohlen zu holen. Fünf Männer umlagerten das Feuer. Sie begehrte von ihnen die Erlaubnis, Kohlen nehmen zu dürfen, was man ihr auch bewilligte. Sie nahm eine Schaufel voll Kohlen und ging damit ins Haus zurück. Als sie dieselben auf den Feuerherd geschüttet, waren alle sofort erloschen. Sie ging ein zweites Mal hin und nahm wieder eine Schaufel voll, wobei die Männer ihr aber bemerkten, sich nicht zu unterstehen, ein drittes Mal wiederzukommen. Aber auch diesmal waren die Kohlen erloschen, als dieselben auf dem Herde lagen. Da eilte die Magd zum Hausherrn und erzählte ihm das Vorgefallene. Der aber wußte, was für eine Bewandtnis es mit den Kohlen hatte, und schickte das Mädchen wieder zu Bett, da es noch zu früh wäre. Er selber stand sogleich auf, ging zum Feuerherd und fand dort ein Häuflein glänzenden Goldes. Er steckte dasselbe heimlich weg und wollte der Magd nichts sagen noch geben.[319]

In der folgenden Nacht kamen in der Geisterstunde drei unbekannte Männer ins Haus, tobten, lärmten und schrieen, das Geld müsse seinem rechtmäßigen Herrn zukommen. So blieb dem Bauer nichts übrig, als der Magd das Gold wiederzugeben, und so war dieselbe auf diese Art auf einmal reich genug.


P. Wolff

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 319-320.
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