[360] 780. Der Teufel in der Schafherde zu Ulflingen.

Etwa vor hundert Jahren lebte zu Ulflingen ein wohlhabender Ackersmann, der mit dem besten Erfolg Viehzucht trieb. Seine vortreffliche Schafherde war in der ganzen Umgegend berühmt. Da auf einmal fingen seine Schafe an, trotz der guten Pflege und Sorgfalt, welche er ihnen angedeihen ließ und ungeachtet der fetten Weiden, auf welche sie täglich getrieben wurden, abzumagern, so zwar, daß durchschnittlich alle acht Tage ein Stück der Herde fiel. Der Bauer wandte sich an die geschicktesten Tierärzte, aber keiner wußte Rat.

Eines Tages kam der Schäfer zu seinem Herrn und erzählte ihm, daß er schon eine Zeitlang jeden Abend bei der Dämmerung, wenn er die Schafe in den Stall treibe, einen schwarzen Widder unter der Herde erblicke, was um so auffallender sei, da noch niemals ein schwarzes Schaf sich unter seiner Herde befunden habe. Gegen Abend, als die Herde bereits eingetrieben worden war, begab sich der Gutsbesitzer in Begleitung seines Schäfers in den Stall, um das fremde Schaf aus der Herde herauszuholen und es möglicherweise seinem rechtmäßigen Besitzer wieder zuzuführen. Doch in dem Augenblick, wo sie im Begriff standen, das schwarze Tier zu ergreifen, tat es einen mächtigen Sprung in die Höhe und stürzte mit donnerähnlichem Getöse aus dem Stall, einen abscheulichen Schwefelgeruch zurücklassend. Einige vor der Tür befindlichen Knechte wollen das schreckliche Tier gesehen haben, wie es in Gestalt des wahrhaftigen Gottseibeiuns, versehen mit großen Hörnern und langem Schwanz, mit rasender Schnelligkeit davoneilte.

Auf Anraten des Herrn Pfarrers wurde von nun an jeden Morgen die Schafherde beim Austreiben mit Weihwasser besprengt und sieh! das Sterben in der Herde hörte auf und die Schafe gediehen wieder vortrefflich wie vordem.


Zollbeamter J. Wolff

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 360.
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