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[96] Dschahan hatte schon öfters darüber nachgedacht, wo wohl die Schweine wüchsen, und auf welchen Bäumen. Und gar zu gern hätte[96] er so einen mit kleinen Schweinchen behangenen Baum gesehn: vielleicht könnte er dann auch ein kleines Zweiglein erhaschen, das, in die Erde gesteckt, mit der Zeit zu einem großen Schweinchenbaum wachsen würde. Aber nie gelang es ihm, einen solchen Baum zu sehn, und darum ersann er ein andres Mittel. Er fragte einen alten Mann: »Großvater, was tut ihr mit dem geschlachteten Schweine?« »Junge, wir salzen es ein und tun das Fleisch in einen Kübel.« »Ach, dann macht ihr es also wie mit den Oleanderbäumen?« »Du Lamm, sei so gut und laß mich in Ruhe; ich muß arbeiten.« Dschahan entfernte sich und dachte: »Also, wie mit den Oleanderbäumen muß es gemacht werden, um die Schweine fortzupflanzen; ich werde mir einen solchen Schweinebaumsetzling verschaffen.«
Hierauf lief er heim, und da seine Mutter auf dem Felde arbeitete, so war er ganz ungestört: er ging in den Stall, nahm das alte fette Schwein heraus, schlachtete es, rieb es mit Salz ein, steckte es in einen alten Kübel, tat Erde darüber und stellte ihn in den Hof. Dschahans Mutter kam alsbald nach Hause; da sie das Tier vermißte, so fragte sie Dschahan nach seinem Verbleibe. Er erwiderte: »Mutter, hab keine Sorge; diesmal habe ich sicher nichts unrechtes getan. Für das eine Schwein wirst du eine Unmenge von kleinen Schweinchen erhalten. Die kannst du dann verkaufen; und einen Teil von ihnen ziehst du auf, und wir werden fürderhin keinen Mangel an Schweinefleisch haben.« Da gab sich die Mutter zufrieden und forschte nicht weiter nach.
Aber es vergingen Tage, Wochen, Monate,[97] und das Schwein im Kübel wollte keine Schößlinge treiben. Es zeigten sich noch immer keine grünen Spitzen. Der arme Dschahan wurde immer betrübter, umsomehr als die Mutter täglich nach dem alten Schwein und den versprochenen Ferkelchen fragte. Als sie endlich die volle Wahrheit darüber wissen wollte, was mit dem alten Schweine geschehn sei, da rief Dschahan verzweifelt aus: »Das dumme Schwein will keine Schößlinge treiben.« »Was? Schößlinge treiben?« »Es will nicht keimen und keinen Schweinebaum sprossen lassen, von dem wir Ferkelchen pflücken könnten! Mein Gott, schon seit vier Monaten liegt das dumme Tier im Oleanderkübel; vielleicht war es nicht genug eingesalzen.« Da begriff die Mutter. Tobend und fluchend zerrte sie den armen Dschahan hin, wo der Kübel stand, und hieß ihn die Erde herausnehmen. Aber kaum entfernte Dschahan die oberen Erdschollen, als sich ein unausstehlicher Geruch bemerkbar machte: das Schwein war in Fäulnis übergegangen und stank wie Pestilenz. Daß der arme Dschahan diesmal mehr Prügel erhielt als gewöhnlich, brauchen wir nicht erst zu sagen.