[56] 44. Der Hontsdam.

Oude Divisie-Cronycke van Hollant etc. Delft 1585. Fol. 97 c.

Vgl. Grimm, Deutsche Sagen. S. 182.


Nachdem Floris III., Graf von Holland, sich in Walcheren hatte huldigen lassen und wieder nach Holland zurückgekehrt war, sandte er die besten Werkleute des Landes nach Flandern, um dort die Dämme wiederherzustellen. Als die Meister zu einem dieser Dämme gekommen waren, fanden sie unter seinen Trümmern einen[56] Hund, der während sechs Tagen dort geheult und geschrieen hatte, und keiner wußte, was dieses Zeichen bedeuten sollte. Zuletzt hielten die ältesten unter den Deichmeistern Rath mit einander, was zu thun sei, und sie kamen zu dem Beschlusse, den Hund in die Oeffnung zu werfen, welche sie bis dahin mit aller Arbeit und Mühe nicht hatten stopfen können. Als keiner unter den Werkleuten dieß zu thun übernehmen wollte, trat ein muthiger Holländer zu dem Damme, griff den Hund beim Schwanze und schmiß ihn mit kräftigem Schwunge in den bodenlosen Schlund; die andern Arbeiter warfen schnell große Erdhaufen und grünen Rasen nach, und in weniger Zeit bemerkten alle zu ihrer Freude, daß sie Grund hatten, und also bauten sie den Damm fertig.

Aus den Zelten und Hütten, welche die Werkleute dort sich gebaut hatten, entstand langsam ein Städtchen, dem Graf Philipp viele Privilegien und Freiheiten gab, und welches man zum Andenken an die wunderbare Geschichte mit dem Hunde an dem Damme, Hontsdam nannte.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 56-57.
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